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Samstag, 20. September 2014

Reisebericht Lembeh - Indonesien 2014 Teil 2


Unsere Reise führte uns von der Westseite Sulawesis auf die Ostseite. Wir hatten einen Transfer, der uns von Siladen zu unserem nächsten Resort bringen sollte. Auf dem Weg fuhren wir durch immergrünes Land, das teilweise noch sehr ursprünglich und kaum von menschenhand geformt war. Allerdings ist die Nordspitze Sulawesis doch recht dicht bevölkert und somit sind diese Flecken eher selten. Wir kamen an einigen Bergen und Vulkanen vorbei, durchfuhren kleine Dörfer und Ortschaften und konnten feststellen, dass in dieser Region eine Besonderheit in Indonesien existiert: Kirchen! In jeder Stadt, in jedem Dorf sahen wir teilweise dutzende von Kirchen. Als größtes muslimisches Land der Erde ist das ein eher ungewöhnlicher Anblick und wir erfuhren, das die Mehrheit der Bevölkerung christlichen Glaubens ist, allerdings protestanitscher Ausprägung. Dies ist auf die Holländer zurückzuführen, die bei der Kolonialisierung Niederländisch Ostindiens die Menschen bekehrten.
Auf der Fahrt bekam man eine recht gute Vorstellung davon, dass die Region schon recht fortschrittlich ist. Zum einen war der Verkehr, gerade der Güterverkehr, enorm. Diesem Effekt trägt auch die hohe Dichte an Verkehrswegen, wie z.B. "Autobahnen", Rechnung. Ja, es gab kurze Abschnitte mit getrennten Fahrbahnen. Aber fragt nicht wie der Verkehr darauf war. Geisterfahrer und Fußgänger gehörten genauso dazu wie Ochsenkarren.
Außerdem ist Kommunikation, genauer gesagt, die Handynetze sehr gut ausgebaut.



In Bitung, einer geschäftigen Hafenstadt in der Region, befindet sich der wichtigste Hafen der Gegend der Hauptumschlagsplatz für viele Güter ist. An den Kais lagen Trawler, Frachter aber auch Tanker. Jedoch lagen die meisten Schiffe einfach vor Reede und warteten darauf ihre Ladung zu löschen.
Warum sind wir auf die Ostseite gefahren? Lembeh ist für viele Taucher der heilige Gral des Tauchens. Zwischen Sulawesi und der vorgelagerten Insel Lembeh, liegt eine Meeresstraße, die Heimat für viele skurrile Bewohner, sog. Critters, geworden ist. Es gibt nicht wenige, die nur dort vorkommen und vor allem durch ihre Anpassungsfähigkeit, sei es Tarnung oder Verteidigung, besonders sind. Noch heute werden dort immer wieder neue Arten entdeckt, die sich durch Mimikry und Mimese bisher den neugierigen Blicken der Taucher entzogen haben.



Zwei gute Beispiele für Mimikry und Mimese: Wonderpus und Pygmäen Seepferdchen

Unser Resort für die kommenden Tage sollte das Kungkungan werden. Ein Name den ich vor 11 Jahren erstmals hörte, als ich mit Freunden auf Bali war. Damals waren wir noch absolute Anfänger und das Tauchen war für uns die Suche nach dem Kick und dieser bestand daraus die großen und richtig großen Meeresbewohner zu sehen. Bei unseren allabendlichen Skatrunden gesellte sich ein weiterer Gast zu uns an den Tisch, während seine Reisegruppe und alle anderen Gäste schon im Bett waren. Es war schon spät und auf unsere Frage, welches Tauchgebiet er am besten fand, bekamen wir nur gesagt: Lembeh Strait und dort das Kungkungan Resort. Obwohl wir damals nur auf Grossfisch aus waren, und es sich bei Lembeh um ein Gebiet für oben beschriebene Critters handelt (mit denen wir damals nicht soviel anfangen konnten), ist Kunkungan ein Name den ich seitdem nicht vergessen habe und ein Ort an den es meine Familie und mich nun endlich geführt hat. Außerdem entwickelt man sich ja weiter und die Interessen werden vielfältiger.

 KBR

Nach den letzten Kurven, die uns durch ein kleines Dorf nördlich von Bitung führten, konnten wir dann die Bucht sehen, in der das Resort traumhaft liegt. Der freundliche Manager empfing uns und auch die während der Fahrt georderten Begrüßungscocktails standen bereits auf dem Tisch. Nach einer Einweisung über das Resort und die ganzen Besonderheiten, servierte man uns ein leckeres Mittagessen von der Karte. Außerdem bekam unsere Tochter ein Upgrade, nämlich ein eigenes Zimmer. Kurz darauf wurden wir schon in die Zimmer geleitet. Sie waren wirklich sehr geräumig und hätten auch locker uns dreien Platz geboten.

 Unser Zimmer

Schnell ausgepackt und ab an den Pool, wo wir noch ein wenig die Sonne genießen konnten. Ein Unterschied zur Westseite Sulawesis fiel uns allerdings schnell auf: Es war recht windig. In der Sonne fühlte sich das gut an und auch nach Sonnenuntergang war es nicht unangenehm, da es sie Schwüle minderte. Aber stellenweise war es schon zugig. Der Blick vom Pool hinüber zur Insel Lembeh mit den ganzen vorbeifahrenden Schiffen, ist nicht gerade alltäglich und vielleicht auch nicht das was man sich von einer Postkartenidylle erwartet, aber auch irgendwie einzigartig und stört gar nicht.




Die Strait

Das KBR (Kungkungan Bay Resort) war das erste an der Lembeh Straße. Es besteht inzwischen ca 20 Jahre und obwohl die Zimmer tadellos waren, war das runde Haupthaus irgendwie etwas altbacken. Es verströmte den Chic der 90er und wirkt nicht mehr aktuell. Es könnte einen zeitgemäßeren Anstrich vertragen, ist aber ansonsten ok. Das Personal stellte sich im laufe unseres Aufenthalts als wirklich zuvorkommend und hilfsbereit heraus. Alle waren immer bemüht das Beste zu geben und uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, was ihnen auch gelungen ist.
Wie schon im Siladen nutzten wir das Spa fast täglich. Es war immer ein schönes Gefühl sich eine Std. komplett zu entspannen und gar nichts zu tun. Die Qualität der Massagen war hervorragend und an dieser Stelle sei die Schwedische und die Hot Stone Massage empfohlen.
Das Tauchen ist recht unkompliziert und die Ausfahrten extrem kurz. Innerhalb von max 15 Min ist man an den jeweiligen Spots, wobei es meistens eher 5 Min sind. Wir hatten das Glück, dass wir am ersten Tag allein waren und ab dem zweiten Tag zu fünft, was hieß, dass max 2 Personen pro Guide eingeteilt wurden. Am ersten Tag ging es z.B. nach Nudi Falls. Hier ist der Name Programm, denn Nudi steht für Nudibranches (Schnecken) und die gab es dort wirklich in großer Vielfalt. Leider war mein Blitz defekt, weswegen ich die Qualität der Bilder entschuldige. An Nudi Falls hatte es auch ein paar Korallen, doch die spielten nicht eine so große Rolle wie woanders. Hier entwickelt man den Spürtrieb, Dinge zu entdecken, die nicht entdeckt werden wollen, bzw so auffällig sind, dass sie von vorn herein in Ruhe gelassen werden (außer vom Menschen). Mein Guide Jelny jedenfalls zeigte mit einer stoischen Ruhe immer auf die ganzen kleinen Bewohner und während ich ein paar Bilder schoß hatte er meist schon den nächsten Prachtkerl gefunden.





 Irgendwie stehe ich auf Schneckschers

Zunächst wollte ich bei Lea bleiben, aber ihr wurde ein eigener Guide zur Seite gestellt, der sich ausschließlich um ihr Wohl und die "Bespaßung" kümmerte, was ihr noch zusätzliches Selbstvertrauen gab und mir die Möglichkeit Critter zu suchen. An dieser Stelle nochmal Danke an Ungke und das ganze Team vom KBR.


 Geisterpfeiffenfische

Das Tauchen in Lembeh unterscheidet sich grundlegend von der Taucherei in Bunaken. Hier sind nur Muckdives angesagt und die Schönheit der Fauna spielt eigentlich keine Rolle. Kann sie auch gar nicht, denn es gibt wirklich recht wenig. Bestenfalls in Ufernähe gibt es ein paar Korallen oder Seegraswiesen. Wenn wir nicht diese Detektive der Meere bei uns gehabt hätten, die Dinge entdecken konnten, die wir nicht einmal erahnten, wären es sehr langweilige TG gewesen. Sie fingen überhaupt meist langweilig an. In den ersten paar Minuten dümpelten wir herum bis unsere Guides (Ade und Jelny) ihre Arbeit begannen. Es gab Fische, die auch ich sicherlich entdeckt hätte, aber dann gab es welche, die mir ein Ding der Unmöglichkeit erschienen. Stellt euch vor ihr kommt an die Stelle wo euer Guide auf den Sandboden zeigt und ihr nichts seht als... Sand. So sehr man auch schaut, es ist nichts als Sand. Dann machte Ade eine Bewegung, als wolle er Staub wegwedeln und auf einmal starrt dich ein Sterngucker an, der wirklich schwer zu finden ist. High five unter Wasser und ein weiteres Wesen von der Wishlist gestrichen.

Sterngucker

Ja, die Wishlist ist bei vielen Basen gern gesehen, weil sie auch ein Ansporn für die Guides ist die Augen offen zu halten. Meine wurde am ersten Tag an die Tafel gehängt und umfasste 16 Punkte. Am Ende waren nur noch fünf übrig.
Service wird im KBR groß geschrieben und man bekommt praktisch 24 Std etwas zu essen. Die Speisen wählt man á la carte und sie umfasst lokale Spezialiäten, Burger, Mexican Food, italienischen Klassikern und natürlich frischen Fisch. Als wir das erste mal durchblätterten, dachten wir uns, dass es eine sehr ambitionierte Auswahl ist. Ob die Qualität auch der Auswahl entsprechen sollte? Kein Thema! Alles was wir probierten war wirklich sehr gut. Unglaublich welcher Standard dort geboten wurde. Essen konnte man im Speisesaal oder aber auch auf der Veranda, bei der kein Baum oder Gebäude den Blick auf das Wasser trübte. Wir nutzten jedenfalls die Möglichkeit, wenn es nicht zu windig um auf der Veranda zu speisen.


Blick zum und vom Haupthaus

Wer an die Lembeh Strait fährt hat meist eine Sache im Sinn: Tauchen. Selbst als begeisterter Taucher reicht mir, und uns, sowas nicht. Deshalb sollte ein Reiseziel auch anderes bieten. Kultur und Natur sind solche Dinge, die für uns auch zu einem gelungenen Urlaub gehören. Im Bericht über Siladen hatte ich bereits vom Minahasa Hochland gesprochen und Tangkoko ist ein Nationalpark in der Nähe den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Obwohl diese Touren auch vom Siladen angeboten werden, wollten wir es vom KBR aus machen, weil die Anfahrtswege kürzer sind und man so mehr Zeit vor Ort verbringt, statt auf der Fahrt.
Auf dem Weg nach Tangkoko, das etwa 1-1,5 Std vom KBR entfernt liegt, muss man Bitung durchqueren. Die Stadt ist eine typische asiatische Großstadt mit viel Verkehr und Durcheinander. Ampeln gibt es nicht bzw. nur sehr wenige und irgendwie fahren alle wie es ihnen passt. Trotzdem scheint in dem ganzen Chaos eine gewisse Ordnung zu existieren, denn Unfälle, die man vermuten mochte, konnten wir nicht ausmachen. Was wir aber ausmachen konnten, war eine Nachbildung des Eiffelturms, die mitten auf einer Kreuzung stand. Natürlich deutlich kleiner als das Original, erklärte uns unser Fahrer, dass der ehemalige Bürgermeister der Stadt in Reminiszens an sein Studium in Frankreich, den Turm nachbauen ließ.

Bitung Eiffelturm

Aus der Stadt heraus ging es dann in die Berge. Für Kathrin war das nicht so gut, denn ihre Erkältung, die sie den Klimaanlagen verdankte, besserte sich nicht, sondern die Ohren gingen zu und schmerzten. Dafür war die Landschaft, die wir durchquerten sehr schön. Von der Landstraße konnten wir in die dicht bewachsenen Täler schauen und am Wegesrand sahen wir immer wieder kleine Kochereien, die aus Kopra Kokosnussöl gewannen und dabei Berge von Kokosnüssen bewegten.
Am Parkeingang von Tangkoko wurden wir von einem Ranger empfangen, der uns durch den Urwald führen sollte. Mit ihm und unserem Fahrer begaben wir uns dann auf die Suche nach Schopfaffen, Kuskus' und Koboldmakis. Zunächst mit dem Auto und später zu Fuß kamen wir ganz schön in schwitzen. Wir durchstreifen den Wald mit all seinen exotischen Bäumen und Sträuchern doch selbst nach 1,5 Std Suche hatten wir keine Tiere entdeckt. Dafür waren wir aber schon einigen anderen Gästen mit ihren Führern begegnet, so dass es uns vorkam als wäre es leichter Menschen zu begegnen als den Tieren.


 In Tangkoko

Unser Ranger Paris erzählte uns, dass die Affen in großen Verbänden umherziehen und tagsüber in den Bäumen bleiben, während sie zu Sonnenuntergang auf Nahrungsuche am Boden sind. Als sich die Sonne senkte und nur noch die Baumwipfel streifte war es auch soweit und wir entdeckten eine Horde direkt bei uns. Offensichtlich sind sie Menschen gewöhnt und wir konnten teilweise auf Armlänge ran (außer an die Jungen). Wirklich ein sehr schönes Erlebnis, die Tiere in freier Wildbahn zu erleben ohne von einem Gitter getrennt zu werden. Außerdem fand ich es interessant, dass die Tiere recht entspannt waren obwohl der Mensch sich in ihr Territorium vorwagt und nicht aggressiv waren.

Makaken

Die nächsten Waldbewohner, die wir suchten waren die Kuskus, die wir auch recht bald sehen... nein, besser: erahnen konnten, denn die waren so hoch in den Bäumen, dass wir grade einmal die Silhouetten sahen und keinen direkt vors Auge bekamen.
Der Höhepunkt, und auch der Grund weswegen die meisten Menschen nach Tangkoko kommen sind die Koboldmakis. Diese "kleinen possierlichen Tierchen" wie Hr Grzimeck immer zu sagen pflegte, kommen auch erst bei Anbruch der Nacht aus ihren Behausungen. Gott sei Dank führen sie kein Nomadendasein und kehren immer zu ihren angestammten Bäumen zurück, weswegen man sie auch recht gut wiederfindet. An einem bestimmten Baum gehalten, konnte man sich hinsetzen und abwarten. Es dauerte auch nicht lange bis sich der der erste Maki blicken ließ. Neugierig beäugte er uns mit seinen großen Augen, rührte sich aber nicht von der Stelle. Auch als wir einige Bilder machten und ihn anleuchteten, zeigte er keinerlei Nervosität. Man kann sie auch anfüttern. Dann überwinden sie auch Distanzen, die ein vielfaches ihrer Körpergröße betragen, im Sprung um Insekten zu jagen. Deswegen platzierten wir Grashüpfer an einer Stelle um das zu erleben, aber irgendwie klappte das nicht so ganz. Entweder waren wir zu ungeduldig oder die Beute nicht interessant genug. Ich tippe mal auf ersteres.


Koboldmakis (Tarsiere)

Schon im Dunkeln ging es dann erst zurück ins KBR. Nachts über die engen Straßen zu fahren ist eine andere Hausnummer in sachen Chaos. Während tagsüber eine übergeordnete Macht alles in den Bahnen hält, empfand ich es im Dunkeln teilweise als unsicher. So hätten wir fast einen Unfall gebaut und auch sonst waren wir froh als wir im Hotel waren.
Der legendäre Ruf der Lembeh Strait und des KBR ziehen ambitionierte wie bekannte Fotografen gleichermaßen an. Die größeren Resorts dort sind voll auf diese Klientel eingestellt und bieten alles was das Fotografenherz begehrt. Das fängt dabei an, dass man die ganze Ausrüstung zum und vom Boot gebracht bekommt, geht über eigene Plätze um die Ausrüstung zu prüfen, bis zu eigens abgestellten Guides, die einem im Wasser die Lampe halten usw. Wie ich ja schon erwähnte kamen am zweiten Tag weitere Gäste und das muss zwischen dem ersten und zweiten TG gewesen sein, denn meine Frau holte mich ab und erzählte, dass wir neue Nachbarn hätten, hielt inne und sagte: "Das sind sie, das Zimmer scheint ihnen nicht gefallen zu haben." Ich sah nur die Koffer, die sie hinter sich herzogen und meinte, dass dies nicht ihr Reisegepäck sei, sondern die Fotoausrüstung und das sie sicher noch im gleichen Zimmer seien. Wie sich dann herausstellte, war es wirklich die Fotoausrüstung und das Ehepaar wollte sie schonmal für den NachmittagsTG vorbereiten.

Blick zum Bootssteg

Beth und Steven stellten sich als sehr nette Taucher heraus und wir sollten die kommenden Tage noch viel Spaß mit ihnen haben. Dank den beiden konnte ich mit dem richtigen Werkzeug meinen Blitz wieder zum Laufen bringen und somit auch bessere Fotos machen können. Sie erzählten, dass dieser Aufenthalt ein Preis für einen gewonnenen Fotowettbewerb war. Später konnten wir uns von der Qualität der Bilder und Videos beider überzeugen.



 Keine Critter, aber man sieht sie auch hier

Das das Tauchen wirklich spektakulär war, möchte ich an zwei Erlebnissen veranschaulichen, die weit über das hinausgehen, was man gemeinhin als abhaken der Wishlist bezeichnet. Bei einem TG waren wir schon fast am Ende als wir an einen Baumstamm kamen, an dem sich zwei Sepien (jedoch beide etwa 10m voneinander entfernt) aufhielten. Die eine beobachtete uns aus der Ferne, die andere schien etwas nervös. Wie sich herausstellte bewachte sie ihr Gelege. Mein Buddy und ich (Hi Bjoern) waren auch etwa 5m voneinander entfernt wobei Bjoern etwas näher bei der Mutter war. Wir beobachteten die Szene interessiert, konnten aber keine Bilder machen, da unsere Akkus leer waren. Kurz darauf sah ich wie sich die Sepia Bjoern näherte, etwa einen halben Meter vor seinem Kopf hielt, und ihn betrachtete. Das dauerte vielleicht 10 Sek, aber war eine gefühlte Ewigkeit. Dann kam sie zu mir herüber - ich hatte mich nicht von der Stelle bewegt - und tat das gleiche. Wir schauten uns einfach nur an und ich konnte in aller Ruhe, nein ich war total aufgeregt und gerührt, in ihre Augen schauen. Die Pupillen sind nicht rund sondern eher geschwungen, was einen entfernt an ein Gesicht erinnert. Dann schwamm sie nochmal zu Bjoern, wo es nochmal passierte, und dann wieder zu mir, bevor sie sichtlich beruhigt zu ihrem Gelege schwamm. Wir waren total geflasht und an Bord des Bootes ging es nur darum.
Mein zweites Erlebnis kam auch komplett unverhofft. Wir waren als zwei Gruppen mit jeweils drei Leuten unterwegs und befanden uns auf etwa 25m als wir uns trennten. Die eine Gruppe war die der Fotografen und diese rückten gerade einem Blauringoktopus zu Leibe. Wir anderen schwammen wieder zurück und wollten langsam höher kommen und den TG dann beenden. Die anderen waren schon komplett außer Sichtweite als es rasselte. Für alle Nichttaucher sei gesagt, dass insbesondere Guides einen Metallstab oder eine Rassel dabei haben, mit denen sie auf sich aufmerksam machen können. Zunächst beachteten wir es gar nicht, denn meist gilt es den Mitgliedern der eigenen Gruppe. Aber das Rasseln hörte nicht auf und irgendwann signalisierte Jelny, wir sollen umkehren. Das taten wir und mit den Geräuschen im Ohr, näherten wir uns der Stelle, wo die Lampe leuchtete. Als wir hinkamen machte Steven nur ein Zeichen mit den Händen, das wie eine Explosion oder Platzen aussah. Und dann wussten wir was er meinte. Vor unseren Augen lagen einige Eier und wir wurden Zeugen wie kleine Fische, bzw. Prachtsepien, die ersten Schritte im Leben unternahmen. Es war ein berührendes Schauspiel und ich wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Es war einfach überwältigend, wie diese winzigen Lebewesen, die kaum größer als ein Fingernagel waren, an uns vorbei zogen in eine ungewisse Zukunft. Einem solchen Schauspiel beizuwohnen ist nicht planbar. Man kann an Plätze fahren um bestimmte Lebewesen zu finden, weil dort die Chance höher ist, aber sowas ist pures Glück und ein Geschenk.


Oben das Gelege mit einer geschlüpften Prachtsepia
Unten ein ausgewachsenes Exemplar

Trotzdem frage ich mich wieviele Gäste dieses "Biotop" noch verträgt. Die Spuren der Taucher sind durchaus vorhanden und wenn man sich während eines TG so umschaut, kann man sich schon vorstellen was der Mensch hier alles zerstört. Da wird sich auf die Lauer gelegt und kaum darauf geachtet was sich unter einem befindet. Auf der Jagd nach den besten Bildern werden Pflanzen und Korallen plattgewalzt und Nesselverletzungen oder ähnliches billigend in Kauf genommen. Die Guides, die sicher noch am wenigsten Schuld tragen, versuchen natürlich alles zu finden was sich der Gast wünscht, aber dafür müssen auch mal die Steine umgedreht werden und wenn darunter halt ein anderes Lebewesen ist als das was man sucht bzw. ein weniger spektakuläres, dann wird weitergezogen. Ich habe mir unterwasser oft die Frage gestellt, wie es wäre wenn unser zuhause so zerstört würde und ob es nicht einen besseren Weg gibt diesen einzigartigen Ort zu schützen.

 
Hairy Frogfish


hochgiftiger Blauringoktopus

Oh edler Ritter vom Geschlecht der Oktopoden...

Kathrins Erkältung war durch unsere Tour in den Nationalpark nicht besser geworden, ganz im Gegenteil. Da die Minahasa Tour für unseren letzten Tag vor Ort angedacht war und angesichts der Tatsache, dass die Ohren Kummer bereiteten, wollte Kathrin eine weitere Fahrt in höhere Gefilde nicht riskieren. Da auch Lea sich nicht wirklich motivieren ließ und die Fahrt erst ab drei Personen durchgeführt wird, mussten wir sie leider abblasen. Sehr schade, wenn man bedenkt, dass im Hochland noch sehr traditionell gelebt wird und die moderne Welt, die im Tiefland schon Einzug gehalten hat, dort noch nicht überall angekommen ist.
Zum Abschluss können wir sagen, dass das KBR ein Ort ist, an dem man sich schnell wohlfühlt. Das Personal ist äußerst aufmerksam und hilfsbereit. Die Küche ist hervorragend und die Zimmer groß und gemütlich. Die kleineren Abstriche, die ich oben angesprochen hatte, wiegen zu wenig um unseren Eindruck irgendwie negativ zu beeinflussen. Auch hier ist uns die Abreise schwer gefallen, vor allem, weil ein Teil der Crew des KBR sich die Ehre gab, und für uns Spalier stand und zum Abschied sang.

Terima-kasi KBR